Mythos Sucht: Kann schon der erste Konsum abhängig machen?

Simon Mosses Simon

Viele Menschen fragen sich: Kann man schon beim ersten Mal süchtig werden?

Die Antwort ist: Kompliziert, aber in den meisten Fällen nein.

Dein Kumpel, der nach Jahren seine Drogensucht überwunden hat, mag zwar aus eigener Erfahrung sprechen, aber medizinisch betrachtet stimmt das so nicht ganz.

Sucht ist ein komplexes Thema, und es geht um mehr als nur ein „High“-Erlebnis.

Tatsächlich durchläuft unser Gehirn beim Drogenkonsum einen Lernprozess, ähnlich wie beim Erlernen neuer Verhaltensweisen.

Fühlen wir uns gut dabei, neigen wir dazu, es zu wiederholen. Das gilt auch für Drogen.

Aber diese Anpassungen im Gehirn sind meist temporär. Ohne weiteren Konsum bilden sie sich zurück.

Ob man nach dem ersten Mal wieder zur Droge greift, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Wie positiv war das Erlebnis?
  • Wie häufig und in welchen Situationen wird die Droge konsumiert?
  • Welche Persönlichkeitsmerkmale hat der Nutzer?

Regelmäßiger Konsum kann zu Gewohnheit werden. So wie man nach dem Essen zur Zigarette greift, kann der Griff zur Droge zur Routine werden.

Doch auch Gewohnheit ist noch keine Sucht.

Von einer Sucht spricht man erst, wenn der Betroffene trotz negativer Folgen nicht mehr aufhören kann.

Echte Sucht ist ein krankhafter Lernprozess, der zu langfristigen Veränderungen im Gehirn führt.

Warum manche Menschen süchtig werden und andere nicht, ist noch nicht ganz klar.

Selbst „harte“ Drogen müssen also nicht zwangsläufig in die Sucht führen.

Die meisten Vietnamkriegsveteranen, die Heroin konsumierten, konnten nach ihrer Rückkehr ohne Probleme aufhören.

Sucht ist ein komplexes Thema mit vielen Facetten.

Wichtig ist, dass man offen darüber spricht und Hilfe sucht, wenn man sie braucht.

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