Stimmt etwas? Aktienkurse steigen rasant, aber Gewinne stagnieren.
Als Aktionär ist man Teilhaber eines Unternehmens und profitiert vom Gewinn. Doch wie attraktiv ist eine Aktie, wenn der Kurs hoch, der Gewinn aber mau ist? Hier kommt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ins Spiel. Je tiefer das KGV, desto attraktiver die Aktie.
Ist der US-Aktienmarkt jetzt zum Schnäppchen geworden?
In den letzten zehn Jahren lag das durchschnittliche KGV für US-Aktien bei 20, während deutsche Aktien auf 15 kamen. Klingt günstig, oder? Nicht ganz! Denn das strukturell niedrigere Wachstum deutscher Unternehmen muss man auch berücksichtigen. Mit dem höheren Wachstum in den USA ist ein höheres KGV durchaus gerechtfertigt.
Aber Achtung! Seit Mitte Oktober 2022 ist das KGV für US-Aktien von 17 auf 22 gestiegen. Der Kursanstieg liegt also ausschließlich an einer höheren Bewertung, nicht an steigenden Gewinnen. Heißt: Die Erwartungen an zukünftiges Wachstum sind deutlich gestiegen.
Sind diese Erwartungen berechtigt?
Im CIO Letter vom 26. Juni wurde die Zinserwartung revidiert, was zur Ausweitung des KGVs beigetragen hat. Aber ist ein so starkes Wachstum im Vergleich zum letzten Oktober wirklich realistisch? Wenn nicht, könnten die Aktienmärkte durchaus überbewertet sein.
Fazit: Die Situation ist komplex. Der aktuelle KGV liegt zwar noch im historischen Rahmen, aber das Enttäuschungspotenzial hat zugenommen. Anleger sollten daher genau hinschauen und sich nicht nur von steigenden Kursen blenden lassen.
