Die Reise der Seele: Wie im Judentum mit Tod und Trauer umgegangen wird

Simon Mosses Simon

Der Tod ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens, aber für viele Menschen ist er ein sensibles und emotionales Thema. Im Judentum gibt es Traditionen und Rituale, die den Angehörigen Trost und Unterstützung in dieser schwierigen Zeit bieten sollen. Diese Traditionen haben sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und spiegeln den tiefen Respekt vor dem Leben und den Verstorbenen wider.

Respektvoller Umgang mit dem Verstorbenen

Im Judentum gilt es als heilige Pflicht, den Körper des Verstorbenen mit Respekt zu behandeln. Die Chewra Kaddischa, eine heilige Gemeinschaft, übernimmt die Aufgabe, den Toten zu waschen, ihm die Totenkleidung anzulegen und die Beerdigung vorzubereiten. Die Beerdigung sollte so schnell wie möglich nach dem Tod stattfinden, idealerweise innerhalb von 24 Stunden.

Trauer und Erinnerung

Die Trauer im Judentum ist ein Prozess, der Zeit und Raum braucht. Die Angehörigen des Verstorbenen durchlaufen verschiedene Trauerphasen, die jeweils mit bestimmten Bräuchen und Ritualen verbunden sind.

  • Schiwa: In den ersten sieben Tagen nach der Beerdigung sitzen die nächsten Angehörigen des Verstorbenen (Eltern, Ehepartner, Kinder, Geschwister) auf niedrigen Stühlen und trauern gemeinsam. Sie reißen ihre Oberbekleidung ein, rasieren sich nicht und schminken sich nicht. Freunde und Bekannte besuchen die Trauernden und bringen ihnen Essen und Getränke.
  • Schloschim: Die zweite Trauerperiode dauert vom Ende des Schiwa-Sitzens bis zum 30. Tag nach der Beerdigung. In dieser Zeit schneiden die Trauernden sich keine Haare und rasieren sich nicht.
  • Jahrzeit: Jährlich am Todestag des Verstorbenen wird die Jahrzeit begangen. An diesem Tag wird das Kaddisch gesprochen, ein Gebet, das Gott preist und die Seele des Verstorbenen ehrt.

Jüdische Friedhöfe

Jüdische Friedhöfe werden als „Bet Hachajim“ (Ort des Lebens) oder „Bet Haolam“ (Ort der Ewigkeit) bezeichnet. Die Gräber dürfen nicht eingeebnet werden, sondern sollen ewig bestehen. Anstelle von Blumen werden kleine Steine auf die Gräber gelegt.

Abschiednehmen und Weiterleben

Der Tod ist im Judentum nicht das Ende, sondern ein Übergang in eine andere Welt. Die Seele des Verstorbenen lebt weiter und wird eines Tages vor Gott gerichtet. Die Trauertraditionen im Judentum helfen den Angehörigen, den Verlust zu bewältigen und die Erinnerung an den Verstorbenen lebendig zu halten.

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