Rekordverdächtige Anwärterzahlen! Doch hinter der freudigen Meldung des Innenministers Karl-Heinz Schröter (SPD) verbirgt sich ein bitterer Beigeschmack: Um überhaupt genügend Nachwuchs zu gewinnen, musste Brandenburg die Anforderungen für angehende Polizeischüler deutlich senken.
Klimmzüge ade, Liegestützen statt Kampfgeist?
Früher mussten Männer beim Sporttest noch drei Klimmzüge absolvieren. Heute können sie zwischen 20 Liegestützen, Unterarmstützen, Medizinballwerfen oder Bankdrücken wählen. Auch Frauen haben es leichter: Statt zehn Liegestützen reichen jetzt 20.
Schnelligkeit und Koordination: Mehr Auswahl, weniger Anstrengung?
Beim Schnelligkeitstest dürfen Bewerber statt Dreierhopp und Pendellauf nun zwischen Schlussweitsprung, Wandsitztest, Seilspringen und Kastenbumerangtest wählen. Auch bei der Koordination gibt es mehr Auswahlmöglichkeiten: Hüftaufzug, Kopfstand, Seilklettern oder Balkenlauf mit Medizinball stehen zur Auswahl.
Ausdauerlauf: Weniger Meter, mehr Zeit
Sogar beim Ausdauerlauf wurde die Latte gesenkt: Männer bis 29 Jahre müssen statt 2000 Meter in 9 Minuten und 20 Sekunden nun „nur noch“ 2400 Meter in 12 Minuten bewältigen.
Soziale Kompetenz und Stressbewältigung: Abstriche im Namen der Stellenbesetzung?
Auch beim Auswahltest am Computer, der unter anderem Mathematik, Logik und Persönlichkeit prüft, wurden die Standards gesenkt. Um im Bewerbungsverfahren weiterzukommen, mussten Bewerber früher die Eignungsstufe vier erreichen. Heute reicht Stufe zwei für den mittleren Dienst und Stufe drei für den gehobenen Dienst.
Altersgrenzen: Mehr Erfahrung für den Polizeiberuf?
Künftig sollen Bewerber für den mittleren Dienst bis zu 37,5 Jahre alt sein dürfen, für den gehobenen Dienst 39 Jahre und für den höheren Dienst 40 Jahre und sechs Monate. Bisher lag die Grenze bei 35 Jahren.
Tätowierungen erlaubt: Ein Zeichen der Weltoffenheit?
Immerhin: Brandenburgs Polizei ist als Arbeitgeber beliebt. In den letzten Jahren stieg die Zahl der Bewerber von 4500 auf 6000 pro Jahr.
Trotzdem: Qualitätsverluste im Polizeidienst?
Die Senkung der Standards stößt nicht nur bei der Opposition, sondern auch bei einigen Polizeiexperten auf Kritik. Sie befürchten Qualitätsverluste im Polizeidienst.
Fazit: Mehr Stellen, weniger Anforderungen?
Brandenburgs Polizei kämpft mit einem Mangel an Nachwuchs. Um genügend Polizeischüler zu gewinnen, wurden die Anforderungen deutlich gesenkt. Ob dies zu einem Qualitätsverlust im Polizeidienst führen wird, bleibt abzuwarten.
Was meinen Sie? Ist die Senkung der Standards gerechtfertigt, um den Personalmangel zu bekämpfen?